Wie hat sich die Art und Weise, wie Ihr Unternehmen seine Lieferkette verwaltet, in den vergangenen 12 Monaten verändert?
Der Silberstreif am Horizont: Intelligentere Lagerverwaltung infolge von Disruptionen der Lieferketten
Während unserer Bewertung haben wir Hersteller auch dazu befragt, in welchen Bereichen sie – abgesehen von COVID – am meisten von den jüngsten Weltgeschehnissen sowie inländischen Faktoren beeinträchtigt wurden. Das Ergebnis: Wie im Jahr 2021 auch gab es bei der Beschaffung von Rohstoffen und Komponenten die meisten Probleme. Dabei ist der Anteil der Hersteller, die diesen Aspekt 2022 als ihre größte Herausforderung ansahen (69 %), gegenüber dem Vorjahr (75 %) nur geringfügig zurückgegangen.
Im Endeffekt sind die meisten Fertigungsunternehmen bei der Beschaffung von Rohstoffen und Komponenten nach wie vor stark beeinträchtigt. Und das, obwohl wir mittlerweile in der sogenannten „neuen Normalität“ leben und die meisten Auswirkungen der Pandemie theoretisch hinter uns liegen.
Sie fragen sich, wo bei all diesen düsteren Ergebnissen der Silberstreif am Horizont zu sehen sein soll? Die Antwort lautet, dass viele Hersteller gezwungen sind, sich anzupassen und die Vorteile der Technologie für bessere Prognosen zu nutzen, was sich – unserer Meinung nach – langfristig für sie auszahlen wird.
Aber warum haben immer noch so viele Hersteller Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Komponenten? Bei unseren Nachbefragungen stellten wir fest, dass der „COVID-Kater“ noch immer nachwirkt, insbesondere wenn es um die Beschaffung von Rohstoffen aus Fernost geht.
„Die Schifffahrt konnte sich zwar wieder erholen, hat aber noch lange nicht zu alter Stärke zurückgefunden.“
„Während der COVID-Pandemie wurden die meisten Fabriken in Taiwan, bei denen wir unsere Halbleiterchips kaufen, geschlossen. Obwohl mittlerweile wieder viele von ihnen produzieren, haben sie trotz voller Auftragsbücher reduzierte Kapazitäten, weshalb wir unsere Chips nicht termingerecht erhalten“, sagte uns ein Vorstandsmitglied eines globalen Automobilherstellers.
Verschärft wird die Situation bei der Halbleiterversorgung durch einen deutlich langsameren Transport. „Die Schifffahrt konnte sich zwar wieder erholen, hat aber noch lange nicht zu alter Stärke zurückgefunden. Es scheint, dass die Schiffe – insbesondere die aus Fernost – zwar wieder fahren, aber deutlich langsamer geworden sind“, sagte dieselbe Person. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass sich die Reedereien auf eine neue Vorschrift der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) vorbereiteten, die 2023 in Kraft tritt. Nach dieser müssen die Reedereien die Kohlenstoffemissionen ihrer Schiffe berechnen und nachweisen, dass diese schrittweise gesenkt werden.
Die schnellste und einfachste Lösung für die Senkung der Kohlenstoffemissionen besteht darin, langsamer zu fahren. Eine Verringerung der Geschwindigkeit um 10 % kann den Treibstoffverbrauch um bis zu 30 % senken. Derweil stehen andere Hersteller noch immer vor Lieferkettenproblemen, die im Zusammenhang mit dem Brexit stehen. So schilderte uns ein Hersteller aus der Chemieindustrie, dass er nach dem Austritt aus der Europäischen Union mit Palettenproblemen zu kämpfen habe.
„Wir haben unsere Business-Intelligence-Tools um digitale Technologien erweitert, um unsere Transparenz und Entscheidungsfindung zu verbessern.“
Im Rahmen des Handelsabkommens zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich muss jede Holzpalette, die aus dem Vereinigten Königreich nach Europa gelangt, gemäß den ISPM15-Standards behandelt werden, um die Verbreitung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen zu verhindern.
Infolgedessen stiegen die Preise für Paletten, während das Angebot knapper wurde, wodurch besagter Hersteller Schwierigkeiten hatte, seine Bestände zu sichern. „Stellen Sie sich vor, wie sich das auf Ihre Agilität auswirkt, wenn Sie plötzlich keine Paletten mehr herbekommen“, sagte er.
Angesichts der erheblichen Probleme in den Lieferketten und der Verknappung der Bestände ist es nicht verwunderlich, dass unsere Bewertung ergab, dass 76 % aller Hersteller ihre Lieferanten diversifiziert und 67 % sich vorsorglich mit Lagerbeständen eingedeckt haben. Wie wir herausfanden, haben diese Lieferprobleme jedoch auch etwas Gutes: So sind viele Hersteller gezwungen, sich anzupassen, und haben nach Möglichkeiten gesucht, um bessere Prognosen erstellen zu können.
Diesen Weg schlug auch ein global agierendes Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie ein, dessen Chief of Digital Manufacturing uns Folgendes sagte: „Wir haben unsere Business-Intelligence-Tools um digitale Technologien erweitert, um unsere Transparenz und Entscheidungsfindung zu verbessern“.
Bei einem Hersteller von leistungsfähigen EMV- und EMP-Filtern und Kondensatoren hat die Erhöhung der Lagerhaltung kritischer Komponenten und solcher, bei denen lange Lieferzeiten oder das Risiko von Engpässen festgestellt wurden, den Druck auf den Cashflow erhöht. Wie uns ein leitender Angestellter des Unternehmens jedoch mitteilte, habe „eine genaue Bestandsverwaltung und gute Prognosen auf der Grundlage historischer Verbrauchsdaten dafür gesorgt, dass die richtige Menge an Vorräten beschafft wird“.
Wie hat sich die Art und Weise, wie Ihr Unternehmen seine Lieferkette verwaltet, in den vergangenen 12 Monaten verändert?
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